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Florebo Quocumque Ferar: Ich werde blühen, wohin ich getragen werde


Was im 17. und 18. Jahrhundert als Motto der französischen Ostindien-Kompanie diente, steht heute als Ausdruck für die Insel La Réunion, das französische Übersee-Department Nr. 974





Mit rund 800.000 Einwohnern liegt La Réunion knapp 700 km östlich von Madagaskar und gehört mit Mauritius und Rodrigues zur Inselgruppe der Maskarenen. Weiße Sand- und dunkle Vulkanstrände, Lagunen mit Korallenriffen, Vulkanlandschaften, grüne, bergige, teils spektakuläre Naturlandschaften - die Insel ist vielseitig. Unterhalb des Äquators, auf dem 21. Breiten- und dem 55. Längengrad, herrscht tropisches Klima. Auch deshalb ist La Réunion in den Wintermonaten zwischen Dezember und März ein ideales Reiseziel.




Bäume und Pflanzen blühen üppig, die Äste der Litschibäume biegen sich unter der Last der reifen Früchte. 700 verschiedene Pflanzenarten gibt es, vor allem von den Nachbarinseln, aber auch aus Übersee. Wie zum Beispiel die Planifolia-Vanille aus Mittelamerika. Die Vanillepflanze wurde während der Kolonialzeit um 1819 nach La Réunion gebracht. Der Transport der Planifolia-Vanille war Teil eines umfassenderen Bestrebens, tropische Pflanzen in die französischen Kolonien einzuführen und dort anzubauen, insbesondere Pflanzen von wirtschaftlichem Wert wie Gewürze. Mit Entsetzen musste man jedoch feststellen, dass die Pflanze auf La Réunion zunächst nicht produktiv war. Ohne die speziellen Bestäuber aus Mexiko - bestimmte Bienen, die nur dort vorkommen - blieb die Vanilleblüte unbefruchtet, es bildeten sich keine Schoten. Bis 1841 der 12-jährige Sklave Edmond Albius mit einer einfachen Methode die manuelle Bestäubung entdeckte: Mit einem Splitter brachte er die männlichen und weiblichen Teile der geöffneten Blüte zusammen. Dies war ein entscheidender Wendepunkt für die Vanilleproduktion, der Anbau wurde wirtschaftlich bedeutsam. Daher stammt übrigens auch der alte Name der Insel: Île Bourbon.


Im Gegensatz zur madagassischen Vanilleproduktion setzt man auf Réunion weiterhin auf den aufwendigen Reifeprozess, der das Gewürz weiter veredelt und zu einer der wertvollsten Gewürzpflanzen der Welt macht: Die Vanilleschoten werden reif, aber noch grün geerntet. Das ist etwa 8-9 Monate nach der Bestäubung der Fall. Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend, denn nur dann können die Schoten ihr volles Aroma entfalten. Zunächst wird die Ernte für einige Minuten in bis zu 70 Grad heißes Wasser getaucht. Dadurch werden die Zellen in den Schoten abgetötet und die enzymatische Entwicklung für den Hauptaromastoff angeregt. Anschließend werden die Früchte in Wolldecken gewickelt und etwa 14 Tage lang in luftdichten Behältern an einem warmen Ort (bis ca. 60 Grad) aufbewahrt. Sie werden braun und die Reifung ist abgeschlossen. Die Hülsen bleiben elastisch und biegsam. Danach werden sie noch einige Tage im Schatten getrocknet, bevor sie 12 bis 15 Monate in Holzkisten ruhen. Jetzt entwickelt sich das weltweit geschätzte Aroma. Durch diese Veredelung wird das in der Schote enthaltene Glukovanillin in Vanillin umgewandelt, den Hauptbestandteil des Aromas. Jetzt wird auch der hohe Preis verständlich. Daran und an der Herkunft erkennt man Qualität.



Im Bitasyon Bion bei Saint-Philippe führt Morel Benoit seine Besucher durch paradiesische Plantagen. Er ist bekannt für seine biologischen Anbaumethoden und die Produktion hochwertiger lokaler Produkte wie Vanille, Kurkuma, Kakao und vieles mehr. Besonders exotische Früchte und seltene Pflanzen haben es ihm angetan. Alle seine Produkte sind biologisch zertifiziert. Während der Führung erfährt der Besucher viel über den ökologischen Landbau, die reiche Artenvielfalt der Insel und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.



Das Mekka für Wanderer und Naturliebhaber mit seiner abwechslungsreichen Landschaft vulkanischen Ursprungs bietet insgesamt 950 Kilometer Wanderwege durch üppig grüne, fruchtbare Vegetation, durchzogen von schroffen Felsmassiven und erstarrter Lava. Über die Straße der 400 Kurven erreiche ich das Gebiet des Cirque de Cilaos. Mit einer kleinen Gruppe wandere ich zum Aussichtspunkt ‚Roche Merveilleuse‘. Vom Ausgangspunkt Bras Sec bei Cilaos sind das ca. 1,5 Stunden durch den trockenen Urwald. Mit Arnauld Carle, einem einheimischen Führer, entdecken wir die wilde Guave, den Bous de Rempart, Zimtbäume und den Bis de Coral mit seinen korallenähnlichen Blüten. In der Mitte des Nationalparks thront der Piton des Neiges, als ob niemand an ihm vorbeikäme. Mit 3070 Metern ist er der höchste Berg der Insel, allerdings meist in Wolken gehüllt. Ein so genannter Hotspot auf dem Grund des Indischen Ozeans und der Aufstieg des Piton des Neiges führten vor etwa drei Millionen Jahren zur Entstehung der Insel La Réunion. Er erhebt sich mehr als 7000 Meter über den Meeresboden, hat an seiner Basis einen Umfang von 800 Kilometern und ist damit einer der größten Vulkane der Erde. Man vermutet, dass der Piton des Neiges einst 4.300 Meter hoch war.  Ein Aufstieg ist möglich, besonders schön in den frühen Morgenstunden, um den Sonnenaufgang zu erleben. Er ist auch spektakulär, da er der höchste Berg im Indischen Ozean ist. Man sagt, der Vulkan ist nicht tot, er schläft nur.



Der weiter südlich gelegene Piton de la Fournaise ist mit 2632 Meter der letzte aktive Vulkan auf La Réunion. Die kleinen, meist harmlosen Ausbrüche ohne Gasexplosionen produzieren dünnflüssige, langsam fließende Lava und gelten als kalkulierbares Risiko. Im Jahr 2007 ereignete sich der Jahrhundertausbruch, Experten sprechen von rund drei Millionen Kubikmetern Lava pro Tag in der aktivsten Phase. Die Lavamassen bewegten sich schnell durch das Gebiet des Grand Brûlé und erreichten das Meer. Der Kraterboden rutschte etwa 330 Meter ab, was eine Volumenveränderung von schätzungsweise 120 Millionen Kubikmetern verursachte.  Es dauerte mehr als drei Jahre, bis die Lava erkaltet war. Die letzte dokumentierte Eruption innerhalb der Caldera begann am 2. Juli 2023 und dauerte bis August 2023. Seitdem ist der Vulkan ruhig und Experten vermuten, dass er sich möglicherweise in einer Ruhephase befindet. Mit mehr als 150 dokumentierten Ausbrüchen seit dem 17. Jahrhundert ist der Piton de la Fournaise einer der aktivsten Vulkane der Welt.




 An der ‚Coulée de lave 2007‘ stehe ich mitten in der ehemaligen Gefahrenzone.  Zartes Grün sprießt aus dem nährstoffreichen Boden. Ich treffe Julien Engel, wir brechen zu einem besonderen Erlebnis auf, einer Wanderung durch einen Vulkantunnel.  Ausgerüstet mit Helm, Stirnlampe, Ellbogen- und Knieschützern geht es in die Tiefe. Eine unglaubliche Landschaft tut sich auf, verschiedene Farben der erkalteten Lava zeigen ihre porösen oder glänzenden Oberflächen. Bizarre Formen haben sich gebildet. Wir laufen durch verschiedene Höhlen bis zur sogenannten großen Halle, bevor wir die engste Passage, einen ca. 10 m langen Stollen, auf allen Vieren kriechend überwinden. Ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.



Im Jahr 2010 wurden die Vulkanlandschaften, Täler und Hochebenen der Insel La Réunion von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Das Herzstück des Nationalparks La Réunion ist weltweit bekannt für seine außergewöhnliche Artenvielfalt und die Einzigartigkeit seiner Landschaften.  Die Landschaft der Plaine des Sables erinnert an eine Mondlandschaft mit zwei bizarren, kegelförmigen Gipfeln in der Mitte. Auch hier kann man wunderbar wandern.




Im Talkessel von Salazie führen zahlreiche Wanderwege an weiteren, einzigartigen Naturschönheiten vorbei: Wasserfälle, bis zu 635 Meter hoch, die sich aus hohen Felswänden ergießen und Pfade, die sich über mächtige Baumwurzeln und Lianen durch das üppige Grün des Regenwaldes schlängeln. Im Cirque de Salazie erreiche ich das Dorf Hell Bourg, das als das schönste Dorf Frankreichs gilt.




Wegen seiner gut erhaltenen kreolischen Häuser mit bunten Fassaden, geschnitzten Veranden und gepflegten Gärten und dem wirklich schönen Friedhof Cimetière Paysager mit seinen Blumengräbern lohnt sich ein Rundgang mit einem Abstecher zur Maison Filio. Das restaurierte kreolische Herrenhaus gibt Einblick in das Leben der wohlhabenden Schicht im 19. Jahrhundert. Von Hell Bourg aus können Aktivurlauber zum benachbarten Talkessel Cilaos oder Mafate oder durch einen Sicheltannenwald zum Aussichtspunkt ‚Terre Plate‘ wandern.





Zum Entspannen am Strand eignet sich die Westseite der Insel rund um Saint-Gilles-les-Bains an der 25 Kilometer langen Lagune, wo Besucher vor der Brandung geschützt sind und gefahrlos baden können. Schnorchel- und Tauchausflüge, SUP- und Katamaran-Touren stehen zur Auswahl. An Land trifft kreolische Kultur auf französische Lebensart. Märkte und Restaurants in der Umgebung servieren lokale Spezialitäten wie Currys und tropische Früchte.


von Susanne Reuter, Dezember 2024



TripTipps:
Anreise: Mit Zubringerflügen nach Paris, dann Langstrecke weiter mit Paris mit Air Austral. Das Drehkreuz auf La Réunion in St. Denis ermöglicht mit besten Verbindungen, weitere Destinationen im Indischen Ozean zu erreichen.
Zahlungsmittel Euro, denn La Reunion ist EU.
Hotels: Diana Déa Logdge & Spa***** in Saint-Benoit, Hotel Nautile **** in La Saline le Bains, Papangue Hotel & Spa**** in L‘Etang-Salé
Restaurants: Talkessel Cilaos: Chez Lucay, kreolisches Restaurant Chez Moustache in Saint Philippe, hippe Strandbar L‘Uni Vert in Saline les Bains, Restaurant Gite du Volcan im Gebiet Plaine des Sables, O Tipikemen Kréol in Hell Bourg.
Vulkantunnelwanderung https://www.canyon-speleo.re/ Julien Engel spricht Deutsch.
Katamaran Ausflüge mit Catapassion
Deutschsprachige Reisebegleitung Catherine Clains, Vavang’Tours    Mail an guide.cahterine.clain@gmail.com
Weitere Infos unter https://www.insel-la-reunion.com/