La rossa, la dotta e la grassa: Bologna
Bologna war im Mittelalter eine der größten europäischen Städte und damit bedeutendes Zentrum für Wissenschaft, Handel, Architektur, Kunst und Kultur. Noch heute finden Besucher wertvolle Kunstwerke aus Barock und Renaissance.
Zweifelsohne kann sich Bologna mit Stolz als eine der besterhaltenen und schönsten Altstädte Europas präsentieren. Und die im Jahr 2000 zur Europäische Kulturhauptstadt ernannte Hauptstadt der Emilia Romagna macht es Besuchern leicht: Viele Sehenswürdigkeiten der Stadt liegen zentral und sind fußläufig gut erreichbar. Ausgangspunkt meiner Erkundungstour ist die Piazza Maggiore, umgeben von imposanten Gebäuden, mit seiner in die römische Zeit zurückreichende Geschichte.
Unübersehbar der Neptunbrunnen, der die Verbindung der Stadt mit dem Meer, der politischen Macht und Reichtum, den Handel und künstlerischen Reichtum repräsentiert. Unter ihm scharen sich Nymphen und Putti. Östlich liegt der Palazzo d'Accursio, der Sitz der Stadtverwaltung, der zum Teil auch für Besucher geöffnet ist. Ursprünglich im 13. Jahrhundert erbaut, wurde der Palazzo d'Accursio im Laufe der Jahrhunderte erweitert und umgebaut. Es diente als Sitz der Stadtregierung, ist heute der Sitz des Bürgermeisters mit beeindruckender Architektur verschiedener Stile und Epochen. Die Fassade ist geprägt von gotischen Elementen, während im Innenbereich verschiedene Renaissance- und Barockdetails zu finden sind.
Noch größer und mächtiger als Mailand und Florenz, so der Plan
Die Basilika San Petronio im gotischen Baustil ist die fünftgrößte Kirche der Welt (132 m Länge, 60 m Breite und 45 m Höhe) und dominiert die Piazza Maggiore. Sie dient als Symbol für den Stolz der Bologneser auf ihre Stadt und Traditionen. Viele historische Ereignisse und politische Versammlungen fanden in der Basilika statt, was ihre Bedeutung als historisches und kulturelles Erbe unterstreicht. Der Bau begann 1390. Vorhaben der durch Fernhandel reich gewordenen Kommune war, die Dombauten von Florenz und Mailand bei weitem zu übertreffen. Im Laufe der langen Bauzeit jedoch versiegten die finanziellen Quellen, die Pläne wurden geändert und der Bau sogar irgendwann eingestellt. Deutlich wird das an der Außenfassade, die lediglich im unteren Bereich mit Marmor verziert ist. Der Kircheninnenraum ist mit zahlreichen Kunstwerken, darunter Fresken, Skulpturen und einzigartigen architektonischen Elementen beeindruckend. In der Kirche befindet sich ein in den Fußboden eingelassener Meridian von 66,8 m Länge, ein Werk des Astronomen Giovanni Domenico Cassini. Ein Sonnenstrahl um die Mittagszeit zeigt Monat, Tag, Sternzeichen und die Zeit von und bis zur Tag-und-Nacht-Gleiche. Noch heute ist der 1655 in den Kirchenboden eingelassenen Meridian der längste der Welt.
Die schiefen Türme von Bologna
Ganz in der Nähe stehen die Due Torri, die beiden Wehrtürme und gleichzeitig das Wahrzeichen der Stadt, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts errichtet wurden. Die Geschlechtertürme wurden im Mittelalter von den wohlhabenden Familien errichtet, einige davon wurden früher als Wohntürme genutzt. In den Chroniken der Stadt wurden 193 solcher Türme beschrieben, heute sind es leider nur noch etwa 20. Der niedrigere Turm des Ensembles, der Torre Garisenda, ist tatsächlich schiefer als der bekannte Schiefe Turm von Pisa. Mit 48 Meter Höhe weist eine beachtliche Neigung von etwa 3,2 Metern auf. Den Torre Asinelli (97 m hoch mit 2,23 m Neigung) kann über Stufen bestiegen werden, Tickets unbedingt vorher online buchen. Von oben hat man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und stellt schnell fest, dass die roten bis ockerfarbenen Häuser und Dächer das Stadtbild prägen. Daher kommt auch einer der drei Beinamen der Stadt: la rossa, die Rote.
Die Stadt der Gelehrten
Den zweiten Beinamen ‚la dotta - die Gelehrte‘ verdankt Bologna der 1088 gegründeten Universität, der ersten öffentlichen Bildungsinstitution Europas, das nächste Ziel meines Rundgangs. Die Universität von Bologna zählt 23 Fakultäten. Persönlichkeiten wie Dante Alighieri, Paracelsius, Erasmo da Rotterdam, Raimundo de Pegñafort, Albrecht Dürer, San Carlo Borromeo, Carlo Goldoni waren Studenten der Universität. Zu den bedeutendsten Professoren gehörten der Schriftsteller Umberto Eco und Luigi Galvani, der Entdecker des galvanischen Stromes. Im für den Besucher zugänglichen Amphitheater der Anatomie aus dem Jahr 1637 wurden die anatomischen Vorlesungen gehalten. In der Mitte befindet sich der Marmortisch, auf dem die Sezierungen durchgeführt wurden, die nachts und nur in den Wintermonaten stattfanden. Von den Sitzbänken aus konnten die Studenten die chirurgischen Eingriffe beobachten. Studenten gibt es noch heute, derzeit leben etwa 85.000 Studenten in der Stadt und sorgen für das entsprechende Flair.
Fast 40 km Arkadengänge, die die weitläufige Innenstadt mit ihren Fußgängerzonen, Plätzen, Kirchen und Palästen miteinander verbinden, sorgen für Schatten oder bei Regen vor entsprechenden Schutz. Die ‚Portici‘ wurden im Jahr 2021 ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Der bekannteste Arkadengang ist der Portico di San Luca. Er führt über 4 Kilomenter hinauf zur Wallfahrtskirche San Luca. Die Arkaden San Luca gilt als der längste Arkadengang der Welt.
Basilika Santo Stefano
Reichlich Geschichte empfängt mich an der Pforte der Basilika Santo Stefano, sie geht bis ins frühe Christentum zurück, als auf dem Gelände eine frühchristliche Kirche namens "Ecclesia Major" errichtet wurde. Santo Stefano besteht aus einer Gruppe von sieben romanischen Kirchen und Kapellen, die im Laufe der Jahrhunderte zusammengefügt wurden. Die Basilika soll nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem geplant und erbaut worden sein und war ein wichtiger Wallfahrtsort im Mittelalter, insbesondere auf dem Jakobsweg, der Pilger aus ganz Europa anzog.
Traditionelle bolognesische Küche
Und weil man in Bologna und Umgebung so richtig schlemmen kann, findet sich hier der dritte Beiname der Stadt wieder: Die Rede ist von ‚la grassa – der Dicken‘ und wird hier nicht als Beleidigung, sondern als Anerkennung für die kulinarische Exzellenz und den Beitrag der Stadt zur italienischen Küche gesehen. Traditionelle bolognesische Küche umfasst Gerichte wie Bolognese-Sauce (Ragù alla Bolognese), Tortellini, Lasagne, Mortadella (sie heißt hier übrigens Bologna) und Parmigiano-Reggiano-Käse. Diese Gerichte sind oft reichhaltig, deftig und von hoher Qualität. https://www.bolognawelcome.com/de
Die grüne, hügelige Landschaft der Emilia-Romagna
Eine Landschaft wie gemalt beginnt gleich hinter den Stadttoren. Sattgrün und hügelig wie mit einem Pinsel geschwungen. Die so typischen Säulenzypressen, Kastanienbäume und verschiedene Eichenarten tragen zur landschaftlichen Schönheit und dem charakteristischen Erscheinungsbild der Region bei. Inmitten dieser auf einem Hügel liegt der Palazzo di Varignana aus dem 18. Jahrhundert. Er wurde im Laufe der Zeit restauriert und zu einem exklusiven Resort umgebaut. Teil des Konzepts ist die Rückgewinnung und Regeneration von historischen Gebäuden, Grundstücken und verlassenen Landhäusern inklusive antiker Anbauten. Über die Jahre ist ein Komplex entstanden mit 150 Zimmern plus mitten in der Natur liegende exklusive Villen mit privaten Pools und eigenen Gärten. Warme Erdtöne verbinden die Interieurs mit der Umgebung. Klare Linien und Verzicht auf opulente Dekoration betonen die historische Bausubstanz. Das Varsana-Spa mit Pools, Saunen, Hamam sowie türkischem Bad und das Medical Center bieten Entspannung und Erholung pur.
Flüssiges Gold: Das ausgezeichnete, reinsortige Olivenöl Claterna
Das dazugehörige, landwirtschaftliches Gut entstand im Jahr 2015 und besitzt heute über 500 Hektar Land. Zum landwirtschaftlichen Gut gehören neben einem Gemüse- und Obstgarten mit Granatapfel-, Aprikosen-, Pfirsich-, Kirsch-, Pflaumen-, Feigen- und Nussbäumen auch Weinberge sowie über 160.000 Olivenbäume alter Sorten. Dank der Wiedereinführung antiker, hiesiger Olivensorten, die auf 200 Hektar angebaut werden, kann sich das Varignana Resort mit der Herstellung eines der meist prämierten und anerkannten Nativen Olivenöle Extra der Welt rühmen. Die Devise lautet: Eine herausragende Küche hat ihren Ursprung in der Natur. Dafür stehen drei Restaurants: Die in einem Bauernhaus gelegene Trattoria Le Marzoline, das Aurevo Pool-Restaurant sowie das neue Fine Dining Restaurant Il Grifone. Toppen kann das nur noch der Treno Reale, der seine Endstation neben dem Haupthaus des Palazzo gefunden hat. Luxuriöser Charme, historischer Charakter und seine exquisite Gastfreundschaft empfangen mich in diesem historisch detailgetreu restaurierten, mit Blattgolddekorationen versehenen Prototyp des Speisewagens des königlichen Zuges aus dem Jahr 1921. Die raffinierte und elegante Küche begleitet mich auf eine originelle kulinarische Reise, die durch das Menü die historischen Epochen und die Routen des königlichen Zuges feiert. www.palazzodivarignana.com
von Susanne Reuter, Juli 2023
Johann Wolfgang von Goethe |