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La montaña se ha roto: Der Berg hat sich geöffnet

Der Ausbruch des Tajogaite im Gebiet von Cumbre Vieja auf La Palma war ein Ereignis, das sich bis heute ins Gedächtnis Vieler eingebrannt hat. Noch bevor sich am 19. September 2021 um 15:12 Uhr Ortszeit die Lava über die Hänge ergoss, bebte der Boden zehn Tage lang fast ununterbrochen – bis zu 25.000 Erschütterungen wurden registriert. Als sich schließlich die Erde öffnete, schossen Lavafontänen in atemberaubende Höhen und glühten mit Temperaturen von bis zu 1.100 °C. Es sollten 85 Tage werden, die sich wie ein einziges Zittern anfühlten. Am 25. Dezember 2021 war es dann offiziell vorbei – und zurück blieb ein neues vulkanisches Gebäude mit mehreren Kratern, ein rohes Monument, das die Landschaft für immer verändern sollte.



Für Vulkanologen ein Geschenk, für Geologen ein Magnet – für die Menschen vor Ort jedoch ein Desaster. Als die Lava das Meer erreichte, verdampfte das Wasser zischend, und giftige Gase mischten sich in die Luft. Die Bilanz war erschütternd: Zehn Prozent der Insel wurden verwüstet. Mehr als 2.000 Häuser versanken in den Lavamassen, Infrastruktur und Felder wurden ausgelöscht, 3.000 Hektar Bananenplantagen gingen verloren. 8.000 Menschen waren betroffen, 7.000 mussten ihre Häuser verlassen. Die Gemeinden El Paso, Puerto Naos, Los Llanos de Aridane und Teile von Tazacorte – schwer getroffen. Gleichzeitig schuf das Inferno 50 Hektar neues Land an der Atlantikküste, ein paradoxes Geschenk, das niemand wollte.


Und wie geht es heute, nach über vier Jahren? Einer, den es gleich doppelt traf, ist Philipp Foltz (52), er wohnt und betreibt einen Bikeladen namens Atlantic Cycling in Puerto Naos. Der Ort war zweieinhalb Jahre gesperrt. Er musste damals sein Haus verlassen und das Ladengeschäft schließen. Er erinnert sich: „Im Panikmodus schaffte ich die Wertsachen weg. Viel Zeit hatte ich nicht, binnen zwei Stunden räumte die Guarda Civil den Ort“. Dennoch hatte er Glück im Unglück: Haus und Ladengeschäft stehen noch, waren jedoch lange Zeit aufgrund der hohen CO2 Belastung nicht bewohn- und begehbar. Heute ist er wieder zurück, nachdem er privat mehrere Male umziehen musste. „Der Zusammenhalt unter den Menschen war enorm“, erinnert er sich, „die Machtlosigkeit gegenüber der Natur hat uns zusammengeschweißt“.  Durch den schnellen Aufbruch am 19.09.2021 hatten viele nur das Nötigste packen können.



Für ein verloren gegangenes Haus wurde ein Großteil der Eigentümer entschädigt, die Summe lag bei maximal 100.000 Euro pro Haus, je nach Zustand. Wer Mieter war, wurde ausgeglichen über den Differenzbetrag von der alten zur neuen Miete. Noch immer aber gibt es Menschen, die in Containern leben. Durch die hohe Dichte an Naturschutzgebieten mangelt es an Bauplätzen. 
Die Betroffenen sprechen immer noch vom ‚Monster‘. Für die Wissenschaft dagegen war der Ausbruch ein Meilenstein. La Palma – die Isla Bonita, also die Schöne – ist seither ein lebendes Labor. Seismische Messungen, Gasanalysen, Satellitenbeobachtungen und geologische Studien verweben sich zu einem immer präziseren Verständnis des Vulkansystems. 3D-Modelle zeigen: Unter der Insel liegt weiterhin eine große Magmablase. Der Vulkan schläft nicht – er ruht. Das GFZ, das Deutsche GeoForschungszentrum, hat eine Taskforce eingerichtet, die seismische Signale, Bodenverformungen und weitere Parameter auswertet. Satelliten-Radar (wie InSAR) registriert weiterhin subtile Veränderungen der Erdoberfläche – Signale eines Drucks, der tief im Untergrund arbeitet.



Heute kann ich die neue Landschaft des Cumbre Vieja selbst erkunden. Der Weg entlang der frischen Vulkanlandschaft ist etwa sechs Kilometer lang und nur mit autorisiertem Guide zugänglich – mehr als zwei Stunden wandert man durch eine Szenerie, die gleichzeitig jung und uralt wirkt. Wer es ruhiger mag, startet vom Hafen von Tazacorte aus zu einer Bootstour, bei der man die neu entstandene Küstenlinie aus sicherer Distanz bewundern kann. Ich stehe am Rand des Lavafeldes, der Kegel über mir raucht leise – Wasserdampf und Restgase, die aus der Hitze unter der Oberfläche entweichen, inzwischen jedoch ungefährlich. Rund um die dunkle Lavazunge wird gebaut; der vier Kilometer lange Straßenabschnitt zwischen Puerto Naos und Tazacorte wurde bereits im Mai 2023 freigegeben, schweres Gerät arbeitet überall.



Die über 80 Tage währende Eruption hat das Erscheinungsbild historischer Gemeinden wie Llanos de Aridane und El Paso komplett verändert. Von hier aus kann ich heute sehen, wie sich die Lavaströme ihren Weg gesucht haben. Tajuya und sein Hauptplatz – einst berühmt für den Panoramablick über das Tal – wurden zum Zentrum der weltweiten Medien, die den Vormarsch des Feuers dokumentierten. Und in Tazacorte, einst ein Fischerdorf im Meer der Bananenplantagen, blicke ich heute auf das jüngste Stück Spaniens – ein Terrain, das den Umriss der Insel unwiderruflich verändert hat.



Die Insel der Kontraste und überbordenden Natur, die von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet wurde, bietet viel Abwechslung. Dramatische Steilküsten, schwarze Strände, mit Meerwasser gefüllte Naturpools und wenn die Nacht hereinbricht, erwacht der Himmel La Palmas. Hier ist einer der besten Orte der Welt zum Sternegucken.

Susanne Reuter, im November 2025



Trip Tipps:
Weitere Informationen rund um die Insel unter https://www.spain.info/de/
Schwimmen in vulkanischen Naturpools z.B. in Charco Azul https://visitlapalma.es/de/natuerliche-pools/la-palma/charco-azul-auf-la-palma/
Flämische Kunst und eine bemerkenswerte Sammlung sakraler Kunstwerke in den Kirchen in Santa Cruz de La Palma. Bei einem Bummel durch die Fußgängermeile entdeckt man zudem außergewöhnliche Läden. An der Strandpromenade stehen die kolonialen Häuser mit kunstvoll geschnitzten Holzbalkonen.
Biologische Landwirtschaft erleben auf der Eco Finca Nogales, es werden Führungen angeboten https://www.ecofincanogales.com/